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Gas - Ratgeber


10 Jahre Gasmarktliberalisierung


Bis in das Jahr 1998 bestand auf dem deutschen Energiemarkt so gut wie kein Wettbewerb. Dies galt sowohl für den Strom- als auch Gasmarkt. Die großen Energiekonzerne hatten es geschafft,  durch langjährige Lieferverträge, Quersubventionen und abgeschottete Marktgebiete, einen Wettbewerb zu unterbinden. Durch die Energierechtsnovelle sollte eine Liberalisierung des Gasmarktes vollzogen werden. Dem Endverbraucher wurde eine eigenständige Wahl des Gasanbieters in Aussicht gestellt. Jedoch kam es in den Anfängen der Gasmarktliberalisierung nicht dazu, dass neue Anbieter auf den Markt kamen, da der Zugang durch die großen Energiekonzerne erschwert wurde.

Im Jahr 2000 wurde, durch die Selbstverpflichtung zur Öffnung der Gasnetze, durch die Verbände, eine Klage des europäischen Gerichtshofs gegen die Bundesrepublik abgewendet. Tatsächlich kam es jedoch noch immer nicht zu einer Öffnung des Marktes. 2003 wurden mit der sogenannten Gasnovelle die europäischen Richtlinien verspätet umgesetzt. Dabei wurden zwar Versorgungsmonopole als unzulässig erklärt und allen Wettbewerbsteilnehmern der gleiche Zugang zu den Netzen gewährt, aber die Realität sieht bis heute anders aus. Erst mit der Gründung der Bundesnetzagentur im Juli 2005 kam wieder Schwung in die Sache. Diese sorgt seit dem für einen diskriminierungsfreien Netzzugang und hat die Aufsicht über die Gasnetze übertragen bekommen.

Wegen drastischer Preisanhebungen leitete das Bundeskartellamt gegen einige der großen Energiekonzerne ein Missbrauchsverfahren ein. Dieses wurde eingestellt, weil im Gegenzug sich die Energiekonzerne dazu bereiterklärten, ihren Kunden einen Anbieterwechsel zu ermöglichen. Dies war am 1. April 2006 der Fall. Das Problem war jedoch, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch keine anderen Gasanbieter auf eine tatsächliche Marktöffnung eingestellt hatten und die Privatkunden die Marktöffnung gar nicht nutzen konnten.

Heute sind über 700 Gasanbieter auf dem deutschen Markt. Darunter befinden sich allerdings viele Tochterunternehmen der großen Energiekonzerne. Zusätzliche halten diese Anteile an regionalen Gasanbietern. Bis heute ist die Marktbeherrschung der großen Energiekonzerne sehr groß. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass diese zwischen 80 und 90 Prozent des inländischen Gas fördern, über einen Anteil von fast 100 Prozent am importierten Gas besitzen und über fast 80 Prozent der Speicherkapazitäten verfügen.